Birgit Vanderbeke

Birgit Vanderbeke, geboren am 8. 8. 1956 in Dahme in der Mark Brandenburg, übersiedelte 1961 mit den Eltern und ihrem Bruder, dem ­späteren Übersetzer und Professor der Literaturwissenschaft Dirk Vanderbeke, in die Bundesrepublik. In Frankfurt/M. studierte sie Rechtswissenschaften, Germanistik und Romanistik. Ab 1990 war sie als freie Schriftstellerin tätig, ab 1993 lebte sie in Uzès in Südfrankreich. 2007 hatte sie die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel inne. Vanderbeke starb am 24. 12. 2021 in Uzès.

*  8. August 1956

†  24. Dezember 2021

von Thedel von Wallmoden, Katrin Blumenkamp und Katrin Dautel

Essay

„Seit ich sprechen kann, leide ich unter stilistischen Sorgen“, heißt es in Birgit Vanderbekes Erzählung „Alberta empfängt einen Liebhaber“. Tatsächlich ist ihre Prosa selbst dort, wo sie kunstlos oder kindlich naiv wirkt, bis ins Detail kalkuliert und gestaltet. Aber dieser Umstand hat Vanderbeke für ihr Debüt „Das Muschelessen“ (1990) keineswegs einhelliges Lob, sondern zunächst eher grämliche Kritik eingetragen. Diese wurde möglicherweise noch dadurch verstärkt, dass sie 1990 überraschend den Ingeborg-Bachmann-Preis zugesprochen bekam, weil die Favoriten in jenem Jahr während der Abstimmung disqualifiziert wurden, da ihre Texte bereits gedruckt vorlagen.

Vanderbekes Erzählung „Das Muschelessen“ wirkt zunächst wie ein Familienmelodram. Die Mutter und zwei Kinder erwarten den Vater zu einem festlichen Abendessen, denn es ...